Altstadthäuser
Brunngasse 54–58, Bern
Die Stadt Bern kaufte im 19. und 20. Jh. erneuerungsbedürftige Altstadthäuser. Unter «Altstadtsanierung», die als öffentliche Aufgabe angesehen wurde, verstand man lange Zeit den vollständigen Ersatz der Bauten durch «Pseudo-Altstadtarchitektur». Mit der Ausschreibung eines Wettbewerbs zum Umbau der stark verbauten und verwohnten Häuser an der Brunngasse setzte die Stadt Bern im Jahr 2000 das Zeichen, dass die Qualität anders zu suchen sei.
Das Eingabeprojekt brachte zwar den Auftrag , bedeutete aber eigentlich erst recht den Beginn der detaillierten Planungsarbeiten, gestützt auf intensive Bauforschung, wie sie nur im unbewohnten Zustand durchgeführt werden kann. Das Resultat waren drei verschiedene Verhaltensweisen, obwohl das Kernproblem aller Bauten mit ihrer Gliederung in Vorderhaus, Hofbereich und Hinterhaus verwandt war: Die Trennung der allgemeinen Vertikalerschliessung von der individuellen Verbindung der Wohneinheiten über die Hofbereiche, da statt Kleinwohnungen grössere Einheiten angestrebt wurden. Brunngasse 54 war nicht nur in Vorder- und Hinterhaus, sondern sogar im Vorderhaus in zwei Kleinwohnungen pro Stock zerschnitten worden. Raumunterschlagungen mussten herausgetrennt und verbindende Passerellen über den Lichthof erstellt werden, die dank grossflächiger Stahl-Glas-Fassadierung den alten Hofraum als Ganzes erfassbar werden liessen. Im Haus Nr. 56 hätte gerade dieses Verhalten stark in die Wohnungsstrukturen eingegriffen; in Altstadthäusern ist ein hölzernes Treppenhaus oft wie ein Möbel eingefügt. Entsprechend konnte man die Treppe verschieben und so aus den alten Wohnungszugängen die Horizontalverbindung schaffen. Alle neuen Bauteile aus Lärchenholz-Mehrschichtplatten verknüpfen die Interventionen und harmonieren mit der alten Substanz. Das dritte Haus, Nr. 58, hatte bereits in Umbauphasen im 18. und 19. Jh. eine gewisse Systematisierung erfahren; hier galt es, das Licht im Hof zu führen und die Wohnungsabschlüsse zu ertüchtigen.
Zu den sich wiederholenden Aufgaben gehörte es, die historische Bausubstanz zu sanieren und die Raumauskleidungen zu restaurieren, heutige Komfortbedürfnisse zu erfüllen, die leeren Estriche auszubauen und möglichst allen Wohneinheiten benutzbare Aussenräume zur Verfügung zu stellen. Bis zum Bauabschluss im Mai 2004 liess die Suche nach individuellen, der Situation angepassten Lösungen nicht nach. Resultat sind nicht Bauten, die nach einheitlichem Schema saniert sind, sondern Altstadthäuser, die ihre von der Geschichte geprägte Struktur und Gestalt bewahrt haben. Ihre jüngste Bauphase bestimmten freilich ganzheitlich durchdachte Planungsschritte.
Bauherrschaft: | Fonds für Boden und Wohnbaupolitik Stadt Bern |
Wettbewerb: | 2000 |
Realisierung: | 2003 – 2004 |
Auszeichnungen
Dr.-Jost-Hartmann-Preis 2006
«Der Umbau ist ein gutes Beispiel für schonenden Umgang mit historischer Substanz, innovativen Umgang im Ausbau der wertvollen Gebäudestruktur und Ergänzungen mit qualitativ hochstehenden Neubauvolumen».
Atu Prix 2006