Altstadthäuser Schifflaube,
Badgasse und Bubenbergrain, Bern
Die Eröffnung der Bahnstrecke Bern–Thun 1859 reduzierte die Bedeutung der Aareschifffahrt als Personentransportmittel nachhaltig. Diese Entwicklung wirkte sich auch auf den dazugehörenden Gebäudebestand aus: Das Ländtehaus, das Zoll- sowie das Wachthaus in Nähe der Aare wurden nicht mehr gebraucht. An der Ecke Schifflaube und Badgasse entstand 1897 anstelle des «Ruthenschopfs» das Wohnhaus Schifflaube 52 mit Kaffeehalle und Lesesälen. Einige Jahre später wurde die Nachbarliegenschaft Schifflaube 50 erbaut.
Die Altstadtliegenschaften Bubenbergrain 15 – 17 wurden ca. 1967 im Zuge und Stil der damaligen Altstadtsanierungen als Ersatzbauten der früheren vier Gebäude Nr. 13 – 19 durch die gemeinnützige Baugenossenschaft neu aufgebaut. Seither sind die beiden, von Architekt Hans Weiss gebauten, Gebäude leicht unterhalten worden. Die Eingriffe wurden über mehrere Jahrzehnte in kleinen Etappen ausgeführt, so dass sich heute ein heterogener Zustand der Liegenschaften ergibt.
2015 entschloss sich die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern, Eigentümerin der Liegenschaften Schifflaube 50 – 52, Badgasse 4 sowie Bubenbergrain 15 – 17 und 21 – 23 zu einer vollständigen Sanierung in Etappen.
Das Äussere der Altstadthäuser Schifflaube 50 und 52 erfuhr in den späten 1920er- und 1930er-Jahren eine starke und beeinträchtigende Purifizierung. Zusammen mit den Dach- und Fassadenzierelementen büssten die Liegenschaften ihren pittoresk-romantischen Charakter ein. Im Innern blieben die originalen Ausstattungen unter etlichen Malschichten und Abdeckungen jedoch in gutem Zustand erhalten. Dank der vorbildlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten stehen die beiden Häuser an der Schifflaube heute als beispielhaftes Zeugnis für die gelungene Wiederherstellung von historischen Ausbauten. Es konnte nicht nur die Kaffeehalle gemäss ihrem bauzeitlichen Zustand instand gestellt werden, auch die Korridore, Treppenhäuser und die Wohnungen wurden nach historischer Vorlage sorgfältig erneuert.
Dank der Wiederherstellung der Dach- und Fassadenelemente haben die Gebäude ihre ursprüngliche Aussagekraft im städtebaulichen Kontext zurückerhalten.
Bei den Altstadtliegenschaften Badgasse 4 sowie Bubenbergrain 15 – 17 und 21 – 23 wurde eine ganzheitliche und umfassende Sanierung der Gebäudehülle und sämtlicher Innenräume unter Berücksichtigung der bestehenden Materialisierung und Ästhetik der Originalsubstanz angestrebt. Bei der Dach- und Fassadensanierung stand im Vordergrund, das Ensemble trotz Ergänzungen einiger Lukarnen und neuer Farbgebung inklusiver Wiederherstellung diverser Details, im Gesamteindruck nicht zu verändern. Verbesserung der Wärmedämmung resp. Einbau von Wärmedämmung wo ökonomisch sinnvoll: Steildächer, Kellerdecken gegen Erdgeschoss, Fenster und Rollladenkästen.
Das Besondere bei der Altstadtliegenschaft Bubenbergrain 17 ist der Ersatzneubau auf der Westseite. Dieser bildet einen harmonischen Abschluss und zugleich den Eingang in den spannungsvollen Hof. Bei der Fassadengestaltung haben wir die Elemente der bestehenden Originalfassade leicht verändert, damit die Erweiterung nur auf den zweiten Blick erkannt wird.
Auf der Ostseite (Hoffassade) wurden neue turmartige Balkone erstellt, die sich in Geometrie, Materialisierung und Farbgebung als moderne Varianten der 50er -Jahre zu erkennen geben.
Die Renovation der Wohnungen wurde zurückhaltend angegangen, so dass der Charakter der bescheidenen Häuser auch im Inneren weitgehend erhalten blieb. Durch die Zusammenlegung von zwei bestehenden Wohnungen im Bubenbergrain 15 wurden mehrere grosszügige 4.5 Zimmer Wohnungen ermöglicht. Im 1. Dachgeschoss sind zudem zwei neue Kleinwohnungen eingebaut worden, welche mittels neuer Lukarnen belichtet werden.
Die wiederkehrende Herausforderung bei der Sanierung von Baudenkmälern ist die Erneuerung der gesamten Haustechnik gemäss heutigen Standards ohne nennenswerte Zerstörung der wertvollen Substanz zu integrieren. Durch die Montage einer abgehängten und ausgedämmten zweilagigen Gips-Schwinghängerdecke, konnte die notwendige Schalldämmung für die Geschossdecken ohne Beeinträchtigung der grösstenteils originalen Bodenbeläge aus Terrazzo und Parkett verbessert werden. Dies hat gleichzeitig auch den Brandschutz erhöht.
Die Sondierungsbefunde belegen ein reduziertes und sorgsam konzipiertes bauzeitliches Farbkonzept, mit hellgrauen Wandflächen und farblich etwas dunkler abgesetztem Holzwerk. Die Wandflächen der Wohnungen, welche primär mit einer bedruckten Raufasertapete mit einer Effektmusterung aus feinen vertikalen Streifen ausgestattet waren, konnten in vereinfachter Form wieder hergestellt werden.
Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern GBB freut sich über die gelungene Sanierung zum Erhalt der historisch wertvollen Gebäude in der Matte und über das Angebot von preiswerten Wohnungen zur Belebung des Quartiers.
Bauherrschaft | Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern GBB |
Realisierung | 2018 - 2022 |
Auszeichnung: Dr. Jost Hartmann-Preis 2020