Klosterhotel
St. Petersinsel, Erlach
Die Geschichte und die Baugeschichte der Insel reichen in prähistorische Zeit zurück, sie war römischer Kultort, später war sie burgundisches Machtzentrum, Kloster, Cluniazenserpriorat. Nach der Reformation kam sie in den Besitz der Fürsorgeinstitution Grosses Spital in Bern, heute Burgerspital, und somit in den Besitz der Burgergemeinde Bern. Wer hier baut, reiht sich ein in eine lange Tradition, beschäftigt sich mit Räumen, die nach Rousseaus Aufenthalt ein Pilgerort der Kulturgeschichte sind. Nach der gründlichen Restaurierung und Neuorganisation in den Jahren 1984 – 86 waren 20 Jahre später wieder Erneuerungsarbeiten vorzunehmen. Es ging darum, die Küche strenger gewordenen Auflagen anzupassen. Im Widerstreit verschiedener Interessen entschied man sich, den Inselsaal von 1919 einzumotten und in der darin eingebauten neuen Hülle die Küche den Anforderungen entsprechend zu erweitern: Ein Geschenkpaket, das spätere Generationen bei Bedarf auspacken können.
Neue Ansprüche waren auch in den im Laufe des 19. Jh. eingerichteten Gästezimmern und den neueren Personalzimmern zu befriedigen. Mehr und mehr erwies es sich als problematisch, Gesellschaften Zimmer unterschiedlicher Kategorien anzubieten. Es galt, in den geräumigen Stuben des 19. Jh. und den Räumen von 1986 Bäder einzubauen und mit der Möblierung den leicht antiquierten Eindruck der Urgrosselterngeneration zu korrigieren, alles aber unter grösstmöglicher Bewahrung der historischen Raumauskleidung und des wertvollen alten Mobiliars. Die Sanitärzellen wurden als zeitgenössische Möbel so in die Stuben gestellt, dass der Raumeindruck bewahrt blieb. Schonung der Bausubstanz bedeutete auch Verzicht auf «unsichtbare» Eingriffe in Mauerwerk und Konstruktionsholz aus Mittelalter und Neuzeit, auf Verletzungen von Raumauskleidungen. Das Resultat ist diskret und elegant, der «Inselgeist» ist bewahrt, aber für das 21. Jh. ertüchtigt worden.
Der Hof, räumliche Hauptqualität des Inselhauses, konnte neu organisiert und gestaltet werden, wobei man zum Einzelbaum in Hofmitte zurückkehrte. Hier wie in allen anderen landschaftlichen Fragen wirkte David Bosshard intensiv mit.
Eine weitere Aufgabe war es, den Self-Service so zu erneuern, dass sein Kunde nicht den Eindruck hat, er sei zweitrangiger Inselgast. Die Qualität des Raums und der Bezug zum See sind zu einem Gewinn für den Besucher geworden und haben den Aufenthalt attraktiv gemacht.
Bauherrschaft: | Burgergemeinde der Stadt Bern |
Realisierung: | 2006–2008 (in Etappen) |
Auszeichnung: ICOMOS, Historisches Hotel des Jahres 2010