Kultur Casino, Bern
Die Suche nach dem Genius loci als Antrieb zur Entscheidungsfindung ist im historischen Kontext besonders beharrlich.
Die Zeiten ändern sich. Als das Casino in der Aufbruchstimmung um 1900 geplant und gebaut wurde, war es im Kleide des Historismus ein modernes Haus. Tragkonstruktion in Beton, «Centralheizung», elektrische Beleuchtung, Ventilation mit Motorenantrieb.
Während der letzten 110 Jahre sind bei gleichartiger Nutzung 25 verschiedene Eingriffe weitgehend als Einzelmassnahmen ausgeführt worden (über 50 Lüftungsanlagen!).
Die Sanierungs- und Umbaumassnahmen standen erstmals übergreifend in einem ganzheitlichen Rahmen. Dadurch konnten verschiedene Ziele, Bedürfnisse und Auflagen anhand eines – dezidiert auf die Erhaltung des Bestandes ausgerichteten – Eingriffkonzeptes in Übereinstimmung mit dem historischen Gebäude gebracht werden.
Die Absicht der Bauherrschaft, den Betrieb für eine Gesamtsanierung zu unterbrechen, war eine grosse Chance das Casino in vielen Bereichen betrieblich, technisch und insbesondere architektonisch aufzuwerten. Zudem ermöglichte dies, die Erhaltung und Schonung der Originalsubstanz als Ziel anzustreben und die prägnante Ausstrahlung der qualitätsvollen räumlichen Stimmung wieder herzustellen – auch im Bereich des Restaurants. Die neuen Bauteile sind aus dem historischen Bestand abgeleitet und zeitgenössisch gestaltet worden. Als architektonische Ergänzungen fügen sie sich rücksichtsvoll in das bestehende Ensemble ein.
Der ganzheitliche Rahmen ermöglichte es, eine ebensolche Stimmung aller Bereiche zu erzeugen. Alt und Neu begegnen sich harmonisch auf einem hohen Qualitätsniveau, um dadurch einer wichtigen Kulturstätte einen würdigen, komfortablen und gut funktionierenden räumlichen Kontext zu bieten.
Mit der Neueröffnung ist auch nach heutigem Massstab ein «modernes Baudenkmal» entstanden, in welchem die ursprünglichen räumlichen Qualitäten nahe am Original wieder hergestellt worden sind.
Dabei konnten denkmalpflegerische Aspekte mit der Architekturgestaltung und den haustechnischen «Komfort-Massnahmen» in Einklang gebracht werden. Sinngemäss sind Bühnentechnik und moderne Infrastrukturen für Events den heutigen Anforderungen entsprechend realisiert worden. Um dies zu erreichen galt es, durch immer weiter zu vertiefende Analyse während der Planung und Realisierung den historischen Bestand detailliert kennenzulernen, um die Leitungsführung zu optimieren, damit am Ende die Technik möglichst unsichtbar bleibt.
Bauherrschaft: |
Burgergemeinde der Stadt Bern |
Realisierung: | 2017 – 2019 |
Auszeichnung: Dr. Jost Hartmann-Preis 2020