Wohnturm Felsenburg, Bern
Eine zentrale Frage war die Vertikalerschliessung. Das 1862 angeklebte Treppenhaus beeinträchtigte die Silhouette des Turms als Ganzes und war in Riegbauweise in einem schwer sanierungsfähigen Zustand. Anderseits war es ein wichtiges Zeugnis für die den Turm letztlich rettende Umnutzung zum Mietshaus. Zuletzt obsiegte die Haltung, auf den Treppenannex ebenso wie auf eine neue Treppe im Inneren zu verzichten, dafür die Treppe im Anbau zu nutzen und sie auf dessen Dachterrasse in Stahlbau zu ergänzen, um den Turm ganz zu erschliessen.
Hier waren mit dem Wechsel der Erschliessung aus vier gekammerten Etagen zwei Duplexwohnungen mit interner Treppe zu organisieren und auszustatten, dazu aus einem Turmgrundriss ein Atelier und ein Loft; ein weiterer entstand im Anbau, die drei dortigen grossen 5 1/2-Zimmer-Wohnungen wurden beibehalten. Gestalterisch anspruchsvoll sind die in Raummitte oder auf die Terrasse gestellten Treppen und die Neuformulierung der freigelegten Turmseite, die neben den historischen Scharten moderne Schlitzfenster erhielt. Alle sehr vernachlässigten Fassaden waren sorgfältig zu restaurieren. Dabei war der Umstand zu berücksichtigen, dass die zahlreichen beibehaltenen Mietshausfenster des 19. Jh. den wiederhergestellten Turmcharakter nicht durchkreuzen durften. Ausser der selbstverständlichen statischen Sanierung, der Gesamterneuerung von Haustechnik, Küchen und Sanitäranlagen galt es die Grosswohnungen im Anbau, die auch in den Oberflächen beibehalten wurden, sorgfältig zu restaurieren. Die Keller konnten durch eine aus dem Fels (daher Felsenburg!) gebohrte Wendeltreppe neu erschlossen werden. Das höchst anspruchsvolle Unternehmen hat der alten Stadt eines der markantesten Gebäude zurückgegeben.
Bauherrschaft: | Burgergemeinde Bern |
Realisierung: | 1999 – 2001 |
Auszeichnung: Dr. Jost Hartmann-Preis 2002
«Besonders hervorzuheben sind der sorgfältige Umgang mit der historischen Bausubstanz und die rücksichtsvollen, innovativen Ergänzungen».